Bericht des Sommerzeltlagers 2023
Diesen Sommer haben wir Falken aus Hessen uns zusammengetan und sind mit allen Ringen und den Bezirken Hessen Nord und Hessen Süd ans Meer gefahren. In Noer, Kreis Rendsburg-Eckernförde, verbrachten wir gut zwei Wochen direkt an der Ostsee, denn der Zeltplatz hatte einen eigenen Strandzugang und lag im Naturschutzgebiet „Bewaldete Düne Noer.“ So waren Strandspaziergänge, Sandburgen, Volleyball und die ein oder andere Strandparty vorprogrammiert. Unser Zeltdorf war dieses Jahr besonders groß und bestand aus Dorfplätzen für den F-Ring und den RF-Ring sowie einem für den SJ-Ring. Für jeden Ring haben wir auch ein Aufenthaltszelt aufgebaut und konnten darüber hinaus Volleyball- und Fußballplatz nutzen und hatten genug Platz uns um die rote Falkenfahne zum Mittagskreis zu versammeln. Mit 80 Teilnehmenden und 36 Helfenden in Küche, KommZelt, Camp Büro und im pädagogischen Miteinander mit den Kindern und Jugendlichen haben wir den Zeltplatz am 25. Juni in Noer bezogen und uns unsere eigene kleine Gesellschaft aufgebaut.
Der Anspruch ans Miteinander und die gesellschaftlichen Gestaltungsmöglichkeiten, die wir uns schaffen und erkämpfen wollen, fangen natürlich in unserer Gemeinschaft auf dem Zeltlager an. So starten wir in unsere gemeinsame Zeit mit dem Miteinandertag, bei dem wir unseren Umgang miteinander und unsere persönlichen Grenzen besprechen und für Ungleichheiten sensibilisieren. Kleinste Einheit und Kern unserer kleinen Gesellschaft sind die Zeltgruppen, die nicht nur einen Schlafort miteinander teilen, sondern auch als Gruppe in Gruppenzeit und Essenszeiten zusammenwachsen. Die Gruppen sind außerdem in Ringe nach Altersspanne zusammengefasst. Im Falken-Ring sind die Kinder von 6 bis 10 Jahren. Im Ring der Roten Falken versammeln sich die 11 bis 15 Jährigen und die Jugendlichen von 16 bis 21 Jahren bilden den Ring der Sozialistischen Jugend (SJ).
Wer im Falken Zeltlager dabei ist, ist allerdings nie bloße*r Teilnehmer*in, sondern aktives Mitglied unserer Gemeinschaft. Deswegen haben alle Ringe eigene Gremien, in denen sich Teilnehmer*innen zusammensetzen und zu denen sie Kritik und Ideen mitbringen können, um das Programm und das Miteinander im großen Zeltdorf mitzugestalten. Dieses Jahr waren wir ein sehr großes Zeltlager mit einigen Gremien und haben versucht genug Raum für die demokratische Mitbestimmung neben Programm und Freizeit im Zeltlageralltag zu organisieren. Das ist nicht immer ganz einfach, denn Engagement braucht Zeit und Übung. Wir sind es in dieser Gesellschaft nicht gewohnt, eine Stimme zu haben, wir werden in der Schule nicht dazu erzogen, selbst zu entscheiden und unseren Interessen nachzugehen und der Kapitalismus sieht es nicht vor, dass wir uns als Kollektiv denken.
Wir Falken wollen Kindern und Jugendlichen auf unserem Zeltlager Freizeit und Freiraum bieten sowie Selbstbestimmung und Mitbestimmung fördern. Dabei sind uns die kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und dem Miteinander besonders wichtig. Dazu gehört für uns, Angebote zu schaffen, Wissensdurst anzuregen und die Strukturen für eigene Initiativen bereit zu stellen. Unser diesjährigen Zeltlager stand unter dem Motto ‚kritisch bleiben‘. Hiermit wollten wir auf die vielfältigen gesellschaftlichen Themen reagieren, die gerade für Kinder und Jugendliche Fragen über ihre Zukunft, ihre Position im engeren Umfeld und ihrer größeren Lebensumgebung, ihrer Identität und ihrem Verständnis von Welt und Gesellschaft eröffnen. Kritisch bleiben heißt bei den Falken, dass wir scheinbar Gegebenes hinterfragen, einfachen und engstirnigen Parolen skeptisch gegenüber stehen und dass wir an ein anderes, ein faires, gemeinschaftliches, diskriminierungsarmes, gutes Leben für Alle glauben und uns dafür einsetzen wollen.
Wir haben vier Projektgruppen für unsere Jugendlichen auf die Beine gestellt, in denen sie sich an fünf Tagen mit einem Thema intensiv auseinandersetzen konnten. Es gab Vorträge, Diskussionen, Textarbeit, Ausflüge, Filmabende, Malerei, ein Planspiel und Zeit für kreatives Schreiben. Für jüngere Falken machten wir das Angebot dreitägiger Workshops, die sich spielerisch Themen widmeten, auf die es sich lohnt kritisch zu blicken. Highlight unserer Workshops war die Bühnenshow, auf der die Kinder ihre Auseinandersetzung mit dem Thema in der Form auf die Bühne bringen konnten, die ihnen zusagt.
Neben diesen Kernprogrammpunkten, die sich auf unser Motto ’kritisch bleiben‘ bezogen, bot unser Alltag genug Zeit für Freizeit, am Strand Spielen, Fußballturniere und das ein oder andere Abendprogramm, wie der Wellness-Abend, Karaoke, Filmabende, der Rave am Strand, Pubquiz etc. und natürlich der Rote Rummel und das Bergfest in der Mitte unserer Zeltlagerzeit. Einige Programmpunkte waren für alle Zeltlagerbewohner*innen – wie die Strandparty, die die Kinder für alle organisiert haben – und andere Inhalte zielten auf bestimmte Altersgruppen.
Doch wie es in einer Gemeinschaft so ist, ist auch unsere Zeltlagergemeinschaft nicht von Krisen und Unterbrechungen verschont geblieben. In den letzten Tagen vor der Abreise sind leider einige Helfende und Teilnehmende an Corona erkrankt. Dank der Hilfe aller auf dem Zeltlager wurden die Personen versorgt, unterhalten und so gut es ging in das weitere Programm und den Abschlussabend des Zeltlagers eingebunden. Doch damit nicht genug! Zwei Tage vor der Abreise stand uns ein großer Sturm bevor, der für das ganze Zeltlager eine große Herausforderung war. Zelte mussten gesichert und im Sand eingegraben werden, einige mussten sogar frühzeitig schon abgebaut werden um Schäden zu vermeiden. Leider ließ sich das bei dem SJ Café Zelt nicht vermeiden und so wurde es vom starken Wind trotz Sicherungen weggeweht und ist leider komplett kaputt gegangen. Damit niemand sich verletzt und wir den letzten Abend ausklingen lassen und in Ruhe die Nacht verbringen konnten, sind wir auf Schloss Noer umgezogen. Dort haben wir das Zeltlager mit einem Pub Quiz, einer Fotoshow und einer kleinen Disco beendet.
Wir blicken zurück auf zwei spannende und erholsame Wochen, in denen wir uns in der Natur der Ostseeküste entspannen, lernen, diskutieren und mitbestimmen konnten, Krisen zusammen meistern mussten, und unseren Alltag zu Hause lassen durften.
Wir freuen uns auf das nächste gemeinsame Zeltlager 2024!